Rücken(schmerz)diagnostik mit Erfolg

Dieser Fall beschreibt die orthopädische Diagnostik der Auswirkungen einer Bissumstellung auf die Wirbelsäule und warum der Patient in Folge daraus keine Rückenschmerzen mehr zu erleiden hat. Details zu Bissdiagnostik und -umstellung zu diesem konkreten Fall sind hier.

Das permanente Zusammenspiel zwischen Biss und Wirbelsäule erklärt sich, wenn wir die Mundöffnung genauer betrachten. Die Mundöffnung selbst ist nur im initialen Drittel ein Abklappen des Unterkiefers. Der Großteil unserer maximalen Mundöffnung ist jedoch ein nach hinten Klappen unseres gesamten Kopfes. Das bedeutet, das unsere Kaumuskulatur gleichzeitig die Muskulatur ist, welche unseren Kopf positioniert. Eine Störung der Kaumuskulatur resultiert folglich stets in einer Veränderung der Kopfposition. Da der Kopf ein hohes Gewicht hat, muss nun der Körper sein Gesamtgleichgewicht ausgleichen, welches eine Verwindung der Wirbelsäule zur Folge hat.

Betrachten wir hierzu Messwerte aus dem Praxisalltag. In der Bissdiagnostik wurde eine Seitenabweichung des Unterkiefers diagnostiziert, welche in einer einseitigen Ableitung der Kaukräfte resultiert. Diese Kaukräfte betragen bis zu 1 Tonne je Quadratzentimeter und werden über die Muskelbahnen auf den gesamten Rumpf abgeleitet. Das folgende Bild das das eingefärbte 3D-Oberflächenprofil des Patienten mit einer deutlich zu erkennenden Seitenabweichung und muskulären Asymmetrie (blaue Bereiche=tiefer gelegen, rote Bereiche=höher gelegene Oberflächenstrukturen):

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Nach muskulärer Entstörung und Bissumstellung hat sich das Profil erheblich optimiert:

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Die genauen Messwerte im vorher-nachher-Vergleich zeigen 3 Haupteffekte, welche zu einer erheblichen Schmerzreduktion geführt haben:

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#1 : Dargestellt ist eine Projektion der Wirbelsäule in der Seitenansicht. Die roten Linien stellen hierbei stets den Zustand vor und die blauen Linien den Zustand nach Therapie dar. Zu erkennen ist eine deutliche Veränderung fast ausschließlich in der Schmerzregion in der Lendenwirbelsäule.

#2: Dargestellt ist eine Projektion der Wirbelsäule in der Rückenansicht. Besonders gravierend fällt hier die seitliche Fehlstellung ab Wirbelsäulenmitte auf (rote Linie), welche nach Therapie fast gänzlich korrigiert werden konnte (blaue Linie).

#3: Dargestellt ist die Oberflächenrotation als Maß für die Verdrehung der Wirbelkörper. Zu erkennen ist eine deutlich Derotation der Wirbelkörper nach der Therapie (blaue Linie).

Die Messdetails zeigen eine Verbesserung der Lotabweichung von 15 auf 5 mm, der Seitenabweichung von 20 auf 8,4 mm und der Oberflächenrotation von 14,4 auf 9,8°.

Auch optisch ist deutliche Verbesserung der Wirbelsäulenkonfiguration im vorher-nachher-Vergleich (vorher-oben, nachher-unten) zu erkennen:

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Aufgrund des großen Störeinflusses der enormen Kaukräfte und der Bedeutung der Kopfposition empfehlen wir eine Biss- und Rückendiagnostik therapiebegleitend zu jeder Rückenschmerztherapie.

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